Re: Wort und Schrift
Geschrieben von Ahmet am 16. Mai 2000 12:21:37:
Als Antwort auf: Re: Weg oder Wahrheit? geschrieben von Norbert am 13. Mai 2000 18:26:42:
Hallo Norbert,
Ich bin ein eher ruhiger, zufriedener Mensch, der seine Umwelt sehr gerne und genau beobachtet. Ich höre eher zu, als das ich etwas sage, bin aber bereit über alles zu diskutieren, was den Menschen beschäftigt. Bin sehr einfühlsam. Kinder habe ich keine, wäre aber nicht abgeneigt, welche zu haben. Das liegt aber nicht in meiner Macht. Mein Alter beträgt 30 Jahre. Ich bin in der Medizinbranche tätig, bin aber nicht Arzt. Ich kümmere mich mehr um die Medizinaltechnik. Durch dieses langjährige Beobachten und Hinterfragen habe ich sehr viel gelernt. Ich habe jedenfalls nicht das Bedürfnis, nach etwas zu suchen. Ich bin wirklich zufrieden, was vielleicht tatsächlich der Grund sein könnte, das ich nichts suchen muss. Ich denke aber auch, dass alles was geschieht, auch so sein muss(Gottes Handlung). So gibt es für mich keine grossen Überraschungen. Ich weiss auch, ich darf nur hoffen, was für mich das Wort Erwartung unbekannt macht. Wenn keine Erwartung da ist, gibt es auch keine Enttäuschung.
Das Studieren von heiligen Büchern und Religionsgeschichte lief vor langer Zeit einfach aus dem Grunde, weil ich damit konfrontiert wurde. Mich wollte man auch in ein christliches Schema stecken, was nicht meinem Gefühl entsprach. Ich konnte das als kleiner Junge nicht verstehen. Das bewegte mich dazu, mich zu informieren, damit ich meinen Lehrern und anderen Leuten eine Antwort geben konnte, wenn diese mich danach fragten. So sammelte ich halt ein breites Religionswissen an. Ich habe vor allem den Vorteil, die semitische Sprachkultur zu kennen, was es für mich leichter machte, die Übersetzungen zu verstehen.
Ich finde auch, das jeder selbst herausfinden muss, was einem gut tut oder auch eben nicht gut tut. Ist es ein Laktasemangel im Dünndarm, der Dir Blähungen verursacht? Wie ist es für Dich, damit zu leben? Findest Du überhaupt noch ausgewogene Nahrung? Machst Du etwas dagegen(medizinisch oder alternativ)?
Das Zitat finde ich sehr gut. Glaube aber nicht, das es von Jesus zitiert wurde. Ich möchte Dich nicht verletzen, aber in der Geschichte findet man keine Spuren von Jesus bei der Essener Gemeinde. Man kann es aber trotzdem so auslegen, denn die Essener glaubten auch an Gott. Sie erwähnten auch einen Lehrer der Gerechtigkeit. Es ist jedoch nicht klar, wer oder was das war. Der Name Jesus war jedenfalls nie in diesen Schriften erwähnt. Aber das ist ja auch nicht so wichtig.
Interessanter ist eher, was dieses Zitat aussagen will. Im Kern sind wir uns sicher einig. Was aber bedeutet für Dich in diesem Zusammenhang "Wort"? Ist Dir bekannt, das die Menschen bevor sie schreiben konnten das Wort (Verse, Reime) verwendeten? Ich kann mir das gut vorstellen. Das heisst, was die Menschen an Überlieferungen von Mund zu Mund weitergaben, war sehr präzise. Vorallem war es in einem Rhythmus (wie Lieder), wo man nicht einfach ein anderes Wort dazu fügen oder wegnehmen konnte, weil der Text dann nicht mehr harmonisch floss (vor Verfälschung gesichert). Diese Eigenschaften, die seit der Zeit, wo der Mensch begann zu schreiben, langsam verloren ging, findet man heute noch in der Arabischen Wüste und in Afrikanischen Ländern (Dort, wo der Mensch noch heute nicht lesen und schreiben kennt).
Heute aber hat der Mensch diese Eigenschaft verloren(Augen geschlossen und Ohren verstopft) und kann nicht mehr rezitieren, was der Mensch einmal hört (Ausnahmen gibt's). Deshalb glaube ich, das genau diese ersten Schriften(Gottes Werke) der Menschheit noch das enthalten, was in dieser Übergangszeit noch mündlich überliefert wurde. Nun das Zitat sagt genau das, was ich denke. Zur heutigen Zeit jedoch ist für mich eben noch genau dieses "Wort" aus der Übergangszeit (ob geschrieben oder rezitiert) und nicht das heutige Wort (tote Schriften) relevant. Wenn man das gleiche heute tun würde(ist auch geschehen) so verdreht sich das Wort und am Ende käme eine völlig neue Geschichte heraus. Bringe Dich nun mal geistig zurück in diese Zeit, wo die ersten Schriften entstanden (Übergang von Wort zur Schrift) und lies den Text nochmals.
>>....Sucht nicht das Gesetz in den Schriften, denn das Gesetz ist Leben, während die Schrift tot ist. Wahrlich ich sage Euch, Moses erhielt die Gesetze nicht aufgeschrieben von Gott, sondern durch das lebendige Wort, Das Gesetz ist das lebendige Wort des lebendigen Gottes an lebendige Propheten für lebendige Menschen. In allem Lebendigen ist das Gesetz. Ihr findet es im Gras, im Baum, im Fluß, im Berg, in den Vögeln des Himmels, in den Fischen des Meeres; doch sucht es hauptsächlich in Euch selbst. Denn wahrlich, ich sage Euch, alle lebendigen Dinge sind Gott näher als die Schrift, die ohne Leben ist. So macht Gott das Leben und alle Lebendigen Dinge, daß sie durch das ewige Wort die Gesetze des wahren Gottes den Menschen lehren können. Gott schrieb die Gesetze nicht auf Buchseiten, sondern in eure Herzen und Euren Geist....... Aber ihr schließt Eure Augen um nichts zu sehen, verstopft Eure Ohren, um nicht zu hören.
Wahrlich, ich sage Euch, die Schriften sind das Werk des Menschen, aber das Leben und all seine Heerscharen sind die Werke unseres Gottes. Warum hört ihr nicht auf die Worte Gottes, die in seine Werke geschrieben sind? Und warum studiert ihr die toten Schriften die aus der Hand der Menschen stammen?.....
Ich habe diese Situation auch in der heutigen Zeit beobachtet und finde sehr viele Spuren von dieser Handlung. In vielen Religionen werden heute noch Verse, aus einem Buch versteht sich, auswendig gelernt und an Gebeten u.s.w. heruntergemurmelt. In diesen Religionen ist es zudem auch noch egal, ob man nun weiss, was man rezitiert (Bedeutung). Hauptsache es ist das Wort und nicht einfach gelesenes von Menschenhand. Ich persönlich kann das aber nicht für mich annehmen, weil ich denke, das alles im Bewusstsein geschehen sollte.
Norbert, Du schreibst, Du findest Dich nirgends in der Religionsgeschichte. Aber an Gott glaubst Du doch, oder? Oder, ist es vielleicht nicht Gott, der schon immer war? Gibt es für Dich einen persönlichen Gott? Bin einfach neugierig, habe nichts dagegen.
Ich möchte wirklich niemand durcheinander bringen, vielleicht sehe ich die Welt einfach anders als Andere.
Gruss
Ahmet
>>Norbert