Re: Reinkarnation oder Seelenwanderung?
Geschrieben von Cemil Kaya am 17. August 2005 01:54:18:
Als Antwort auf: Re: Reinkarnation oder Seelenwanderung? geschrieben von Ahmet am 16. August 2005 22:08:30:
Hallo Ahmet, Friede sei mit Dir,
warum ich längere Zeit "abwesend" war, hat den Grund, daß ich intensiv in einem anderen Forum und in Islam-Newsgroups Diskussionen geführt habe. Als ich hier nachsah, entdeckte ich viele interessante Postings :-)
>Hallo Cemil,
>Schön, Dich wieder einmal mit einem Beitrag zu begrüssen. Ich persönlich glaube schon, dass es die Reinkarnation (Wieder Fleischwerdung) gibt. Wer daran glaubt, der wird es auch bestimmt so erfahren. Daran zweifle auch ich nicht. Es gibt genügend Erfahrungen und Hinweise dazu.
>Aber hier stellt sich die wichtigere Frage:
>„Ist Reinkarnation der richtige Weg zu Gott?“.
Ich muß ganz ehrlich sagen, daß ich Dich wohl mißverstanden habe, weil ich dachte, Du seist gegen den Standpunkt, Reinkarnation sei wahr und finde statt. Nun weiß ich konkret, daß Du deren Richtigkeit anerkennst, jedoch, wie Deine obige Frage es verdeutlicht, sie nicht als den richtigen Weg zu Gott erachtest.
Ich fürchte, auch hierin gehen unsere Ansichten auseinander, falls ich Dich nicht erneut mißverstehe. Denn die Frage kann nicht sein, ob die Reinkarnation der richtige Weg sei, nach dem man ihren Bestand und ihre Triftigkeit festgestellt hat. Das wäre zu vergleichen mit der Frage, ob das (physische) Leben der richtige Weg zu Gott wäre, wo das (physische) Leben als ein notwendiger Weg zu Gott bereits eine Realität ist. So wie dieser keiner Willkür unterstellt ist, kann auch dessen äquivalente Menge nicht der Willkür unterstehen.
Verstehe mich bitte nicht falsch, so wie ich Dich vielleicht erneut falsch verstehe.
>Diese Frage hat Buddha beantwortet. Hier habe ich den Weg gewählt, den Buddha lehrte. Das heisst, ich glaube, dass ich persönlich nicht reinkarniert werde, denn ich fühle mich geistig und körperlich gelöst von dieser philosophischen Lehre. Wer aber daran glauben möchte, der soll das weiterhin tun.
Ich glaube, dieser Satz konkretisiert es in Richtung meines (richtigen) Verständnisses. Ohne Deine persönliche Ansicht angreifen zu wollen - das liegt mir fern -, lautet meine Ansicht darüber folgendermaßen: Es obliegt nicht uns, aus subjektivem Befinden heraus zu entscheiden, ob wir die Reinkarnation benötigen, sie wollen , oder nicht, zumal ja sie explizite dafür steht, daß durch mehrmaliges Inkarnieren Entwicklung, Reifung und Vervollkommnung stattfindet. Schließlich haben wir auch das aktuelle Leben nicht bewußt oder willkürlich gewählt, welches bestimmt weder von Dir noch von mir die erste Verkörperung sein kann.
>Cemil: Für mich gibt es an deren Richtigkeit keine Zweifel.
>Ich sehe, Cemil, Du siehst darin die Richtigkeit. Deiner Meinung ist eine Vielzahl von weiteren Menschen auch.
>Auch Buddha sagte nicht, dass es sie nicht gibt.
Zwischenbemerkung: Diese Bestätigung kommt der Bestätigung des (physischen) Lebensweges gleich, mit dem Unterschied, daß es mehrmals stattfindet und stattfinden muß, um eine bestimmte Reifung oder Entwicklungshöhe zu erreichen.
>Aber er führte die Menschen weg von diesem Glauben.
Du meinst sicher: er führte sie vom arg übertriebenem Glauben daran weg, da dies zu unterschiedlichen Mißverständnissen führen, Menschen zu klassen aufteilen, zu Gleichgültigkeit gegenüber dem (aktuellen) Leben ("ich komme ja ohnehin wieder, also genieße ich es, oder: warum in einem Leben mir so viele Mühe geben" usw.)... führen kann.
>Wer ihm folgte, wurde von diesem Kreislauf erlöst. Alle anderen sind noch immer im Kreislauf der Wiedergeburten gefangen.
Wiedergeburt ist aber keine Zeitschleife, in der man sich gefangen hält, aus der man nur durch den Wusch wieder herausfinden könne. Sie ist ein für die Entwicklung notwendiger Faktor, genauso wie das aktuelle Leben für uns notwendig ist, welches ja ein Teil davon darstellt.
>Beschreiben nicht auch die Thora, die Evangelien und der Koran die Seelenwanderung in Form von mehreren Himmeln?
Die verschiedenen Himmeln sind voneinander schwingungsmäßig zu unterscheidenden Sphären, in die jeweils entsprechend Reifen eingehen. Insofern stimme ich Dir hierin zu.
>Ist das Paradies vielleicht sogar identisch mit dem Nirvana der Buddhisten,
Ich glaube eher, daß Nirwana mit der Auflösung des Ichs in Gott ("Angesicht Gottes") idetisch ist, nicht mit dem Paradies, das nicht das Höchste darstellt.
>Cemil: Es gibt aber, wie in allen anderen problematischen und schwierigen Fragen, unterschiedliche Auffassungen darüber.
>Warum soll man etwas anderes glauben, wenn alle Weltreligionen in ihrer Urform das selbe glaubten? Haben wir Menschen keinen Verstand? Das Wissen darüber hätten wir ja alle! Na gut, man möchte ja nicht „wissen“, sondern „glauben“.
Glauben und Wissen sind keine Konkurenzen, keine Gegensätze, sondern zwei sich ergänzende Eigenschaften/Faktoren. Glaube ist ein Gefühl, das etwa mit der Liebe zu vergleichen ist, welche nicht aufhört zu sein, wenn man um das Geliebte weiß. So wie also Liebe durch Wissen nicht zu ersetzen ist, ist auch der Glaube nicht durch das Wissen zu ersetzen.
Unterschiedliches Glauben geht aus unterschiedlicher Entwicklung hervor, unterschiedlicher Erziehung und Beeinflussung in Richtig religiösen, philosophischen oder gesellschaftlichen Glaubens.
Der Höchste Glaube betrifft den Ein-Gott-Glauben. Alle anderen Glaubensarten sind dessen Unterarten.
Was Anderes: Ich bewundere Deine unermüdliche Arbeit nach wie vor. Mach weiter so. Daß wir unterschiedliche Ansichten haben, sollte uns nicht schaden, sondern vielmehr nützen. Darin zeigt sich ja auch die Größe des Geistes.
Friedensgrüße
Cemil